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Eine Entschuldigung für seinen umstrittenen Sager vom Dienstag wird es von Michael Häupl nicht geben.

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AHS-Lehrergewerkschaftschef Eckehard Quin hatte diese zuvor vom Wiener Bürgermeister gefordert.

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BMHS-Vizevorsitzender Heinrich Himmer ist enttäuscht von den Aussagen des von ihm eigentlich geschätzten Parteikollegen Michael Häupl: Das seien "mediale Rülpser" auf Kosten einer ganzen Berufsgruppe.

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Wien - Auf einen Entschuldigung des Wiener Bürgermeisters können die Lehrerinnen und Lehrer lange warten. Michael Häupl sagte am Mittwoch im Gespräch mit der Austria Presseagentur: "Ich wüsste nicht, wofür ich mich entschuldigen soll, ich habe keine Berufsgruppe beleidigt. Ich habe mich kritisch mit der Politik der Lehrergewerkschaft auseinandergesetzt. Und da lasse ich mir nicht den Mund verbieten." Und ergänzte: "Man muss pointiert formulieren, um auf gewisse Dinge aufmerksam zu machen."

Mit "pointiert" meinte er jenen Sager zur von der Regierung angedachten Erhöhung der wöchentlichen Lehrverpflichtung um zwei Stunden für alle Lehrerinnen und Lehrer: "Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig."

Das hatte die Lehrergewerkschaft erbost, AHS-Lehrergewerkschaftschef Eckehard Quin (Fraktion Christlicher Gewerkschafter, FCG) forderte daraufhin noch am Dienstagabend eine öffentliche Entschuldigung Häupls wegen dieser "Diffamierung einer ganzen Berufsgruppe".

Mit seiner "ebenso populistischen wie zynischen Aussage" zeige Häupl ein "völliges Unverständnis für pädagogische Arbeit und beleidigt alle Pädagoginnen und Pädagogen dieses Landes", so Quin. Ihm falle dazu "aus irgendeinem Grund" ein anderer Häupl-Sager ein, nämlich: "Wahlkampf ist die Zeit fokussierter Unintelligenz."

Ziel war die Lehrergewerkschaft

Häupl sagte am Mittwoch, er habe nicht die "vielen engagierten" Pädagoginnen und Pädagogen kritisieren wollen, sondern Kritik an der Lehrergewerkschaft geübt. Diese sage seit Jahrzehnten nichts anderes als Nein. Die Gespräche zur Schulverwaltungsreform würden sich bereits "ewig lang" hinziehen. Wenn Vorschläge wie eine erhöhte Anwesenheit in der Klasse kämen, würden diese von der AHS-Gewerkschaft mit Aussagen wie "Das bedeutet Krieg" abgelehnt. Häupl: "Eigentlich habe ich mir darüber eine öffentliche Empörung erwartet. Nicht über meinen Spaß über meine eigene Arbeitszeit."

Natürlich werde man auch über eine Besoldungsreform reden müssen, und auch mit der Gewerkschaft werde man reden. Aber in eine Diskussion zu gehen und von vorneherein zu sagen, das gehe nicht, sei nicht sinnvoll, so Häupl.

Rote Lehrer drohen mit Parteiaustritt

Auch in der sozialdemokratischen Fraktion (FSG) in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) brodelt es nach dem Sager des Wiener Bürgermeisters. Heinrich Himmer, Vizevorsitzender der Gewerkschaft der Lehrerinnen und Lehrer an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS), berichtet im STANDARD-Gespräch von aufgebrachten "Kolleginnen und Kollegen, die Parteiaustritt und Niederlegung ihrer Funktion in der Gewerkschaft überlegen". Dass Häupl "auch in seiner Funktion als Vizevorsitzender der SPÖ und noch dazu ausgerechnet zum 70-Jahr-Jubiläum der Sozialdemokratie eine ganze Berufsgruppe abwertet, ist ein Riesenproblem und nicht besonders geschickt", sagt der FSG-Lehrervertreter.

Über den Inhalt von Häupls Auftritt wolle er gar nicht reden. Am Dienstag hatte Himmer dazu aber ein aufschlussreiches Zitat des Philosophen Peter Sloterdijk getwittert.

Zur Form der Häupl'schen Lehrerarbeitszeiteinschätzung meint Himmer: "Dass er mediale Rülpser loslässt, passiert ja nicht das erste Mal. Es ist ja bekannt dafür, dass er jeden Kalauer, der herumliegt, egal ob er Leute in der Partei oder außerhalb triff, aufnimmt."

Aber die "Folgewirkung dieses Kalauers auf Kosten aller Lehrerinnen und Lehrer ist enorm schädigend", sagt der sozialdemokratische Gewerkschafter, vor allem, weil er überzeugt sei, "dass Häupl an sich gute Arbeit macht. Umso bedauerlicher ist dieser Vorfall."

Häupl soll Schulen besuchen

Die FSG wird Häupl nun "bitten und einladen, in Schulen zu kommen und sich das anzuschauen", aber man werde den "Kollegen in ganz Österreich in einem Brief Häupls Meinung darstellen", kündigt Himmer an. Er persönlich bedauert allgemein, dass Häupl mit seiner "überflüssigen Wortmeldung" offenbar einer "populistischen Stimmung das Wort redet. Dass er, den ich eher zu dem linkeren Lager in der SPÖ gezählt habe, das tut, ist besonders schade. Aber es gibt ja in jeder Partei und in der Bevölkerung ein sehr oberflächliches Bild zur Lehrerarbeit, da hat jeder eine Meinung über einen Beruf, der gar nicht seiner oder ihrer ist." Dass das von einem SPÖ-Politiker komme, sei natürlich besonders schade.

GÖD-Chef Neugebauer sagt Nein

Im Ö1-"Morgenjournal" hatte der GÖD-Vorsitzende Fritz Neugebauer am Mittwoch ebenfalls ein striktes Nein zu mehr Unterrichtsstunden deponiert: "Wir haben erst vor kurzem ein neues Dienstrecht verhandelt. Wenige Monate später daherzukommen und zu sagen, das Geld geht uns aus, wir müssen beim Dienstrecht etwas machen, das ist unannehmbar."

Überhaupt sei jeder Eingriff in Dienstrecht und Besoldung der Beamten zur Gegenfinanzierung der Steuerreform nicht annehmbar. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) riet er, rechtzeitig die budgetäre Linie zu befolgen und nicht dann zu sagen: "Hoppla, da ist ein Problem." (Lisa Nimmervoll, derStandard.at, 15.4.2015)